RE: Plenarabstimmung am 26. 2. 2014. Anschreiben an MEPs, insbesondere Martin Schulz
Ihr wisst ja, dass ich nicht gern auf ausgetretenen Pfade wandere (bin ein typischer Initiator und spiele gern auf Risiko), daher habe ich nach gründlichem Nachdenken mal einen neuen Ansatz ins Spiel gebracht.
Noch ist nichts verschickt, denn Eure Meinung dazu würde mich interessieren:
Geht das so, oder gäbe das einen Schuss in unser Dampfer-Knie?
Here we go:
Sehr geehrte Damen und Herren,
demnächst entscheiden Sie anlässlich der Abstimmung über die TPD auch im Artikel 18 über das Schicksal der E-Zigarette.
Sie bekommen zur Zeit viel Post von aufgebrachten und empörten “E-Dampfern”, die dank des bisher unregulierten “Dampfens” endlich von ihrem als quälend erlebten Zigarettenkonsum auf einen so gut wie unschädlichen alternativen Nikotinkonsum umsteigen konnten, der nun rein im Genussmittelbereich liegt und weder das Umfeld noch die Gesundheit der Konsumenten belastet.
Diese Alternative zur herkömmlichen Zigarette ist mit über 30 Studien bestens erforscht und hat sowohl etliche Wissenschaftler als auch Ärztezusammenschlüsse auf den Plan gerufen, die alle dafür plädieren, das E-Dampfen im weitest möglichen Rahmen unreguliert zu lassen.
Quellen und Fakten dazu liegen Ihnen in erheblichem Umfang vor.
Ich, Anneli, bin 54 Jahre alt und eine E-Dampferin der ersten Stunde.
Ich dampfe seit Herbst 2007 und habe mich 1,5 Jahre lang mit den damals noch untauglichen Geräten herumgequält, bis es mir im Frühjahr 2009 dank der nun ausgereifteren Technik und den Variationsmöglichkeiten für Geräte und Liquid gelang, ganz aufs E-Dampfen umzusteigen.
Mein Leben hat dadurch eine ganz neue Qualität bekommen.
Ärztliche Untersuchungen belegen, dass die Schäden meines 35-jährigen Rauchens (inklusive äußerst anstrengender und nutzloser Aufhörversuche der verschiedensten Art) überwunden sind und mein jetzt fünf Jahre langer aussschließlicher Konsum von E-Zigaretten meinen Körper nicht im geringsten belastet.
Warum der Text für Artikel 18, den der Trilog erarbeitet hat, ein Schlag ins Gesicht für jeden E-Dampfer und für jeden Raucher ist, der aktuell oder in Zukunft ans Umsteigen denkt, haben Sie schon oft den Zusendungen der E-Dampfer entnommen, die aus gutem Grund befürchten, dass ihnen ihr Genussmittel genommen wird und sie sich gezwungen fühlen, wieder zu den Zigaretten zu greifen.
Wird dem Entwurf in der jetzigen Form zugestimmt, fällt das E-Dampfen auf genau den Stand von vor 2008 zurück, mit dem die meisten Raucher eben nicht dauerhaft umsteigen können, weil sie nicht genügend Variationsmöglichkeiten bei den Geräten und den Liquids haben, um sie an ihren Bedarf anzupassen.
Welche tatsächlichen Lobby-Interessen auf diesen Entwurf eingewirkt haben, lasse ich dahin gestellt - wir E-Dampfer informieren uns äußerst engagiert und gründlich und können uns sehr gut ausrechnen, welchen Big Playern dieser Entwurf entgegen kommt.
Ich möchte Ihr Augenmerk nachdrücklich auf einen zusätzlichen Aspekt lenken und Sie dringlichst bitten, diesen bei Ihrer Abstimmung mit einzubeziehen:
Sie tragen die Verantwortung für die Wirtschaftsmacht Europa.
Das wollen Sie und das sollen Sie!
Seit über zehn Jahren müssen Sie den mentalen Spagat vollbringen, einerseits die Bestrebungen zu unterstützen, die das Rauchen europaweit denormalisieren und immer weiter einschränken sollen.
Auf der anderen Seite bringen die Raucher nicht nur der Wirtschaftsmacht Tabakindustrie, sondern durch ihre Aufhörversuche mit untauglichen Mitteln (Nikotinersatzpräparate) und zynischerweis durch ihre dem langjährigen Rauchen geschuldeten Folgeerkrankungen wie Herz-Kreislaufleiden und Bronchialkarzinome u.ä. auch der Pharmaindustrie einen hohen Umsatz und damit Arbeitsplätze etc.
Nun bitte ich Sie, folgenden Gedankengang zu erwägen:
Wenn das E-Dampfen, wie es faktisch und ethisch zwingend erforderlich ist (wie gesagt, ist die Faktenlage, was die Unschädlichkeit und die Akzeptanz durch die rauchenden Konsumenten in der jetzigen unregulierten Form angeht, durch zahlreiche Studien gesichert), von den Europa-Instanzen und in Folge dann auch von den einzelnen Mitgliedsstaaten gefördert statt behindert würde, dann kämen Sie in den Verdienst und Genuss einer wirtschaftlichen Neuformation in einem selten erlebten Ausmaß:
Schon jetzt gibt es eine Vielzahl von kleinen Manufakturen, die mit engagierter Forschungs- und Entwicklungsarbeit immer weiter verbesserte Geräte auf den Markt bringen (die alle zum Tode verurteilt würden durch den jetzigen Entwurf).
So, wie sich das E-Dampfen bisher ausgebreitet hat und durch öffentliche Förderung in ungeahnten Größenordnungen weiter unter den Rauchern ausbreiten würde, würden sehr bald auch große Investoren auf die Bühne treten und europaweit einen ganz neuen Industriezweig ins Leben rufen.
In dieser Branche E-Dampfen würden Arbeitsplätze in hohen Zahlen generiert, ebenso natürlich Umsätze und damit allgemeines Wirtschaftswachstum.
Eine neue, frische, zahlungskräftige und ethisch einwandfreie Lobby würde in kurzer Zeit entstehen.
Mein Appell an Sie:
Setzen Sie statt auf den “sterbenden Gaul” Tabakindustrie nun auf das “junge leistungsfähige Pferd” E-Zigarette!
Stimmen Sie bitte in diesem Sinn über die TPD ab, lassen Sie die E-Zigarette im allerweitesten Rahmen unreguliert, wie es einem Genussmittel zukommt!
(Reguliert gehören natürlich die Deklarationspflicht auf den Liquidflaschen und die Abgabe nur an volljährige Personen.)
Ich spreche nur für mich, bekomme von niemandem Geld, bin aus gutem persönlichem Grund sehr engagiert für das E-Dampfen - und genau so wünsche ich mir die Zukunft!
Danke fürs Lesen,
Ihre Anneli
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